Das Männerbild vom starken, unverwundbaren Mann bzw. Beschützer hält sich bis heute hartnäckig. Schon kleinen Jungen wird immer noch beigebracht: Indianer kennen keinen Schmerz, Männer weinen nicht, Zähne zusammenbeissen und durch! Die Gesellschaft akzeptiert weiterhin keinen schwachen, hilflosen Mann. Jeder Mann wurde schon einmal in seinem Leben missbraucht, physisch oder psychisch. Ein Missbrauch ist jedoch auch in anderen Zusammenhängen möglich, wie etwa der Missbrauch von Medikamenten, der Missbrauch von persönlichen Daten, ein Vertrauensmissbrauch. Einer der häufigsten Selbstmissbrauchs-Form ist das regelmäßige Übertreten der eigenen Grenzen, egal in welcher Thematik. Die Folge sind Burn-Out Erkrankungen oder Suizidgedanken. Eine aktuelle Studie konnte aufzeigen, dass jeder zweite Mann im Laufe seines Lebens sogar einmal von Partnerschaftsmissbrauch betroffen war. Die Zahlen männlicher Opfer in Partnerschaften sind zwischen 2022 und 2023 um 10,9% angestiegen. Ihr Leid wird zu oft übersehen, ignoriert und nur selten thematisiert. Tatsache ist: Männer sind nicht nur Täter.
Ist von Missbrauch die Rede, denken viele Menschen zunächst an einen sexuellen Missbrauch. Dies ist auch die schlimmste Form von allen Missbräuchen. Darüber zu reden ist nicht nur für Frauen eine extreme Hürde. Der Hauptunterschied zu den Männern ist jedoch, dass es für Frauen verschiedene Anlaufstellen/Institutionen gibt und die Öffentlichkeit sensibilisiert ist. Es ist kein Tabuthema mehr, Frau sucht Hilfe und findet dies auch. Ob in ländlichen Gegenden oder in der Stadt. Sicher, der erste Schritt obliegt ihr. Von solchen „Unterstützungen“ können betroffene Männer nur träumen. Anderseits hat er jahrelang an sich gearbeitet, um keine Schwächen / Ängste zu zeigen ob vom privaten oder geschäftlichen Umfeld beeinflusst oder nicht. Darüber zu reden ist für viele Männer keine Option und der Missbrauch bleibt beim Mann ein Tabuthema. Die Gesellschaft ist beim „missbrauchten Mann“ voreingenommen, kehrt es unter den Teppich. Vor allem beim familiären Missbrauch schweigt die Familie über Generationen hinweg und wahrt das schöne Bild gegen aussen. Zudem ist das Ego und Schamgefühl für den Mann kaum überwindbar.
Um die Missbrauchserlebnisse aufzuarbeiten, basiert eine therapeutische Behandlung auf drei Grundsätzen: Das Erkennen, Das Benennen und Das Durchleben. Für Unbetroffene sind dies nur einfache, logische Sätze. Für den missbrauchten Mann eine Tortur.