Outen heisst; sich zu einer Tatsache bekennen, die peinlich ist. Hört sich banal an, ist jedoch ein langjähriger Prozess. Sich vor kirchlicher Moral & Sitten sowie von gesellschaftlichen Erwartungen zu verabschieden, braucht es vor allem Mut! Leichter ist dagegen, sich dahinter zu verstecken, zu gehorchen und sich zu fügen. Dieses Versteckspiel begleitet einen jedoch ein Leben lang.
Die sexuelle Neigung wird mit outen sofort in Verbindung gebracht: Schwul oder Lesbisch. Doch Outen ist mehr als nur diese beiden Zuordnungen. Es ist ein Selbst-Eingeständnis und betrifft auch jede Form von Süchten, Wünschen und Begierden. Selbstvertrauen und Selbstliebe sind der ausschlaggebende Startschuss für das Outen. Durchhaltvermögen und das Ignorieren von äusseren, manipulativen Meinungen und Äusserungen kommen hinzu. Familiäre und echte freundschaftliche Unterstützung sind wünschenswert und verdrängen das Gefühl von Hilflosig- und Einsamkeit. Diese Stütze ist jedoch nicht selbstverständlich! Das Wegsehen, Ignorieren und vor allem mit dem Schweigen, damit zeigt das Umfeld lediglich seine eigenen Ängste auf. Ein ehrliches und wertschätzendes Umfeld hingegen kann hilfreich sein, wenn man dies annimmt.
Mit dem Outen stärkt man nicht nur das eigene Selbstvertrauen, sondern gewinnt auch an Akzeptanz. Zudem ist es ansteckend für Andere, dies ebenfalls tun zu können. Zusätzlich ist es ein Befreiungsgefühl, wie ein Ablegen von einem zu engen Korsett, dass einem jahrelang den Atem zuschnürte.
Über das Outen zu reden, ob mit gleichgesinnten oder nicht, das ist nicht ausschlaggebend. Zentral ist das Ablegen von Vorurteilen, der Ehrlichkeit und Offenheit des Gegenübers, das schafft Vertrauen. Doch der Missbrauch von diesem Vertrauen hinterlässt tiefe Spuren, die wahrlich schwer zu bereinigen sind. Nichtsdestotrotz: Es gilt, das Schweigen zu brechen.