„Sei vernünftig!“ Dieser Satz hat jedermann in der Kindheit schon gehört, von den Eltern oder Grosseltern. Und, als Vater gibt man diesen Satz an seinen Kindern weiter. Als erwachsener Mann benutzt man jedoch diese Aussage nicht untereinander. Vernunft wird vielfach mit „sei brav“ gleichgestellt, kratzt am eigenen Ego und man reagiert aus Trotz: unvernünftig! Denn, wer andere zu vernünftigem Handeln auffordert, erhebt zugleich den Anspruch, zu wissen, was richtig oder falsch ist. Diese Wahrnehmung von Vernunft ist jedoch individuell. Was sich für den einen als vollkommen unvernünftig darstellt, kann für andere in dem Moment genau richtig sein und fühlt sich vernünftig an. Diese unterschiedlichen Ansichten von Vernunft können allerdings zu hitzigen Diskussionen und Konflikten führen. Das macht es aber auch schwer, jemandem einen vernünftigen Rat zu geben. Was vernünftig ist, liegt im Auge des Empfängers, nicht des Absenders.
Hin und wieder unvernünftig zu sein, tut gut. Man hört auf sich selbst! Folgt seinen Träumen, Leidenschaften, seinem Herz, erfüllt seine Wünsch. Die Einsicht, dass man nicht immer auf die Stimme der Vernunft hören muss, befreit und eröffnet neue Welten. Das sollten Männer nutzen. Gewiss, das bedeutet nicht, dass jegliche Vernunft vergessen und der Verstand permanent ausgeschaltet sein sollte. Die Dosis macht das Gift. Unvernunft in Maßen ist vernünftig.
Die Vernunft sorgt vielleicht für Klarheit im Kopf. Eine Garantie für die richtige Entscheidung liefert sie jedoch nicht. Der Vernünftige kann genau irren und scheitern wie der Unvernünftige. Die Vernunft sagt gerne und schnell einmal: „Nein! Das passt gerade gar nicht. Kein Geld. Keine Zeit. Später vielleicht.“ Zu groß sind die Risiken, die die Zukunft negativ beeinflussen. Die Vernunft hat solche Impulse fest im Griff. Der Vernünftige handelt eben nie aus dem Affekt. Das sorgt für Sicherheit und planvolle Beständigkeit. Es verhindert aber auch den Glauben an sich selbst.
„Männer werden zwar älter, jedoch nie vernünftig“